Saison 2019 / 20 erstmals seit langem ohne Mädchenteam

Saison 2019 / 20 erstmals seit langem ohne Mädchenteam

Schweren Herzens beenden die Hucklenbrucher fürs Erste eine seit 2007 erfolgreiche Episode - eine persönliche Stellungnahme von Uwe Bock –

 

Was sich infolge des sehr kleinen Kaders schon in der Saison 2016/2017 abzeichnete, wird leider Realität. Der HSV Langenfeld stellt erstmals seit dem Beginn des Kapitels Mädchenfußball in der Saison 2007/2008 in der kommenden Spielzeit kein Juniorinnenteam mehr. Und dabei hatte alles so gut angefangen. Als ehemaliger Aktiver und Vater zweier Fußball spielender Kinder trainierte ich die F1 Junioren beim HSV. Meine Tochter war damals noch in der Jugend des Bundesligisten FCR Duisburg 2001 (heute MSV) aktiv, aber mein Sohn hatte mittlerweile bei den C Junioren des SSV Berghausen die Fußballschuhe an den berühmten Nagel gehängt. Daher kam bei mir im Frühjahr 2007 erstmals die Idee auf, in Langenfeld eine Mädchenmannschaft aufzubauen, da es zu dieser Zeit in unserer Stadt so ein Angebot nicht gab. Mein Wunsch war es schon damals, den Mädchen-, und Frauenfußball in unserer Stadt mit Qualität und Nachhaltigkeit – vor allem aber losgelöst von Einzelpersonen – aufzubauen. Nach kurzer Überlegungszeit bot sich in meinen Augen der HSV dafür perfekt an. Der GSV Langenfeld und Germania Reusrath fielen nach meiner Meinung aufgrund ihrer geographischen Lage am Rand von Langenfeld heraus, der SSV Berghausen und TuSpo Richrath sahen sich trotz einzelner dort spielender Mädchen seinerzeit nur als „Kaderschmiede“ für Jungs und beim ebenfalls zentral gelegenen VfB Langenfeld zeichnete sich schon damals die immer größere Dominanz der Footballer Longfield Longhorns ab. Außerdem hatte der HSV nur einige Jahre zuvor sogar selber noch ein Mädchenteam und eine Damenmannschaft besessen. Aktuell spielten noch einige wenige Mädchen in Teams mit Jungs zusammen. Zum Beispiel Nadja Dick und Noelle Mager, die auch heute noch bei den Damen kicken. Darüberhinaus zeigten auch noch einige ältere Schwestern meiner damaligen F Jungs Interesse an einer eigenen Mannschaft. Es bedurfte keiner großen Überzeugungsarbeit beim Jugendvorstand und ich bekam das Okay. Der HSV rührte in den Langenfelder Schulen und in der Lokalpresse die Werbetrommel und noch vor Beginn der Sommerferien zeichnete sich ein erster Erfolg ab. Die Hucklenbrucher würden zur Saison 2007/2008 eine U13 und eine U15 in den Spielbetrieb schicken können. Damit hatten wir gar nicht gerechnet, denn es musste daher sogar noch ein weiterer Übungsleiter gefunden werden. Schon nach kurzer Zeit fiel mir Gerd Herhalt ein, dessen Tochter in der damaligen U15 spielen würde und den ich aus meiner Fußballzeit beim VfB Langenfeld kannte. Ob es reine Neugierde, meine Überredungskunst oder sein „Pflichtgefühl als Vater“ waren, die ihn zu uns holten, bleibt sein Geheimnis. Auf jeden Fall übernahm er dann die U15, aus deren Kader auch heute noch einige Spielerinnen unter seiner Anleitung im Damenbereich spielen. Obwohl es anfangs natürlich häufig Lehrgeld zu zahlen galt, stellten sich relativ schnell bessere Ergebnisse und auch Siege ein. Nach und nach fanden immer mehr Mädchen aus Langenfeld ihren Weg zum HSV, obwohl inzwischen auch der GSV Langenfeld im Mädchenbereich nachgezogen hatte. Schon zwei Spielzeiten später waren aus den zwei Teams mittlerweile vier Mannschaften geworden. Wie es sehr häufig bei kleinen Vereinen wie dem HSV der Fall ist, rekrutierten sich auch bei uns die Übungsleiter meist aus dem Bereich der Väter. Und diese Väter stellten sich als Glücksfälle heraus, die ebenfalls mit Begeisterung und Sachkenntnis ihre Teams voranbrachten. Zu den besten Zeiten spielten 6 Mannschaften aus den Bereichen U11 bis Damen für die Rot-Weissen. Die Mädchen des HSV hatte sich inzwischen zum Aushängeschild des Kreises Solingen gemausert und holten Gruppensiege und Pokale in schöner Regelmäßigkeit. Die Damen hatten hier noch einen schwereren Stand, da es in der Nachbarschaft die Sportfreunde Baumberg und Eintracht Solingen gab, die mit zusammengeholten Spielerinnen schon höherklassig angesiedelt waren. Grundsätzlich konnten aber beide Vereine dem HSV nicht das Wasser reichen, da sie weder damals noch heute nachhaltig Mädchenteams anbieten konnten oder wollten. Der Abgesang für die Mädchenteams des HSV wurde in meinen Augen mit der Verpflichtung eines U17 Trainers zur Saison 2014/2015 eingeleitet. Unter ziemlich undurchsichtigen Umständen wurde das damalige Trainerduo der U17 „abgeschossen“ und der Betreffende wurde von der damaligen Jugend-Geschäftsführerin des HSV, die aber inzwischen auch dem HSV den Rücken gekehrt hat, wie ein „Phönix aus der Asche“ in diese Position gehievt. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass dieser Kollege keine Ambitionen hatte, als U17 Trainer mit den darüber angesiedelten und in der Bezirksliga spielenden Damen zu kooperieren. Der Wunsch, gute Spielerinnen des älteren Jahrgangs im Training auch schon einmal bei den Damen hinzuschnuppern zu lassen wurde genauso abgelehnt wie das Anliegen, zum Saisonende die betreffenden guten Mädchen dem Damenkader zuzuführen. In jedem Verein ist es so, dass Jugendspieler oder -spielerinnen in den Jugendteams ausgebildet werden, um nach den A Junioren bzw. nach den B Juniorinnen die Seniorenteams des Clubs zu verstärken. Und in jedem Verein ist es so, dass das Ende der A Junioren bzw. der B Juniorinnen eine Zäsur für die Jugendlichen bedeutet. Die einen wechseln in das erste Seniorenteam, die anderen gehen – wenn vorhanden - in die „Zweite“. Manche beenden wegen des Studiums oder wegen der Ausbildung ihre Fußballkarriere und wieder andere suchen bei einem anderen Verein eine neue Herausforderung. Den Jugendlichen und den – manchmal leider auch sehr naiven – Eltern vorzugaukeln, daß ihre Mannschaft „für immer“ so zusammenbleibt und dann auch die Kooperation mit den Seniorentrainern zu boykottieren ist extrem vereinsschädigend. Und genau das wurde seinerzeit so umgesetzt. Anstatt die Beteiligten auf diese sich anbahnende neue Situation vorzubereiten, wurde gar nichts getan. Boykott durch Unterlassung! Als Jemand, der sowohl Jungs als auch Mädchen trainiert hat, kann ich auch auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern eingehen. Talentierte und Talentfreie gibt es auf beiden Seiten genauso wie Fleißige und Faule, Teamplayer und Egomanen. Was die Mädchen aber besonders von den Jungs unterscheidet ist ihre Gruppenbindung. Sie sehen, wenn sie sich in der Gruppe wohlfühlen, IHRE Mannschaft und IHREN Trainer wie eine Familie und wenn man eine Spielerin danach fragt, ob sie einmal bei einem anderen Team hineinschnuppern und ggf dann dahin wechseln würde, wird das häufig aus diesen Bindungsgefühlen abgelehnt. Da ist es vorher der Job des Mädchentrainers, die Spielerin davon zu überzeugen und ihr Mut zuzusprechen. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß genau das von der betreffenden Person nicht gemacht wurde. Und daraus folgte natürlich, daß die damalige U17 nahezu in Gänze zusammenblieb und als U19 Mädchenmannschaft gemeldet werden mußte. Insider des Mädchenfußballs wissen, daß die A Juniorinnen vom FVN nur eingeführt wurden, damit Vereine, die oberhalb der U17 noch kein Damenteam besitzen, die aber nach der U17 Zeit altersbedingt einige Spielerinnen hochgeben müßten, bei ihrem Verein weiterspielen können. Fußballerisch hat diese Altersklasse keine Daseinsberechtigung. Es gibt im gesamten Niederrheingebiet immer nur eine Handvoll Mannschaften. Man spielt grundsätzlich 8 gegen 8, kann aber in Abstimmung auch zwischen 7 und 11 Spielerinnen auflaufen. Bei den A Juniorinnen dürfen im Extremfall sogar 5 Jahrgänge eingesetzt werden. Daß der fußballerische Nährwert demzufolge fast gegen Null tendiert, wird jeder Fußballkundige nachvollziehen können. Dennoch wollte dieser Kollege mit Unterstützung SEINER Eltern und der damaligen Jugendgeschäftsführerin, die hier keiner vermisst, dies so auf Biegen und Brechen umsetzen und hat das auch geschafft. Zu Beginn des Jahres 2016 kam es dann zu dem sich abzeichnenden Bruch. Nach der Wahl des Jugendvorstands kam es zum Eklat. Im Nachgang muss man sagen, dass bestimmt auch von Seiten des HSV nicht immer clever und korrekt agiert wurde, genausowenig wie auf der Seite der „Abtrünnigen“. Es wurden Dinge gesagt, die man besser so nicht hätte sagen sollen und am Ende war die Situation total verfahren. Der U19 Trainer, der in meinen Augen für das alles verantwortlich war, der damalige U15 Trainer und dessen Tochter wurden ihrer Ämter enthoben bzw. traten aus Solidarität zurück. Und mit ihnen verließen IHRE drei Mädchenteams den HSV und fanden bei einem Lokalrivalen Aufnahme. Der Abgang der Mädchen läßt sich nur mit der oben erwähnten Gruppenbindung erklären. Keine einzige abgewanderte Spielerin oder kein einziges zugehöriges Elternteil könnte auch nur ein Argument liefern, warum man vom HSV Langenfeld weggehen mußte. In der gesamten Zeit bis heute erhielten die Mädchenteams und die Damen immer die volle Unterstützung des Vorstands, egal in welcher personellen Zusammensetzung. Wir Mädchentrainer durften in jedem Jahr die Teams melden, von deren Notwendigkeit wir überzeugt waren. Es gab auch niemals ein Veto darüber, ob eine Mannschaft als Großfeldmannschaft gemeldet werden darf und auch die Trainingsmöglichkeiten gaben nie Anlass zur Unzufriedenheit. Es ging ausschließlich um das egozentrische Verhalten Weniger die man heutzutage vermutlich neudeutsch als „Influencer“ betiteln würde, was dann zum Weggang der Teams führte. Den Kindern kann man keinen Vorwurf machen, denn diese wollten ja nur in ihren Mannschaften weiterspielen. Den Eltern mache ich auch nur bedingt einen Vorwurf, da sie ja nur dem Wunsch ihrer Töchter nachgegeben haben. Letztlich blieb beim HSV nur noch ein Mädchenteam übrig, das zwar einen qualitativ guten aber leider zu kleinen Kader besaß. Neue Mädchen im Bereich U11 oder U13 zum Neuaufbau zu finden, war leider aussichtslos. Anders als vor 12 Jahren gibt es jetzt beim GSV Langenfeld und in Richrath Mannschaften dieser Altersstruktur und potenziellen Neueinsteigerinnen kann der HSV nichts Passendes anbieten. Man darf gespannt sein, ob die Protagonisten in Richrath die von uns beim HSV eingeleitete erfolgreiche Arbeit nachhaltig so fortsetzen. Aktuell sieht es dort ja gut aus, aber die Zukunft wird es zeigen. Mir bleibt an dieser Stelle nur ein dickes Dankeschön an alle beim HSV, die unsere Sache so hervorragend unterstützt haben – insbesondere der Vorstand - und auch an die Kollegen des GSV Langenfeld, mit deren U15 in der abgelaufenen Saison eine recht erfolgreiche Jugendspielgemeinschaft gebildet wurde. Ihr habt gezeigt was möglich wäre, wenn man über den Tellerrand hinausblickt. Ich wünsche den Damentrainern weiterhin ein so gutes Händchen. Leider müsst Ihr zumindest mittelfristig auf Nachwuchs aus dem eigenen Stall verzichten. Aber man sollte niemals „nie“ oder „für immer“ sagen.